Arbeitstagung der DGfE AG Inklusionsforschung in Siegen – 4. bis 5. Juli 2025
„Inklusion und Exklusion an Orten des pädagogischen Handelns“
Der 8. Arbeitstagung der AG Inklusionsforschung geht es um die Frage, wo der Diskurs um das Verhältnis Inklusion/Exklusion in erziehungswissenschaftlich relevanten Orten des pädagogischen Handelns steht, auf welche Weise er geführt oder vielleicht auch nicht geführt wird. Orte des pädagogischen Handelns lassen sich sehr breit denken und es kann diesbezüglich an eine Denkfigur angeschlossen werden, welche Michael Winkler als pädagogische Orte konturiert: „Um pädagogische Orte geht es, wenn von Milieu, von Raum, von Feld und sogar von einer Situation die Rede ist, endlich eben von dem Zusammenhang einer Bühne mit einem Zuschauerraum. Alle diese Phänomene gehen mit einer ‚Verortung‘ von Personen in einem Raum einher“ (Winkler 2009, S. 581).
Orte des pädagogischen Handelns spielen insbesondere im Kontext von inter- und transdisziplinären Fragestellungen eine zentrale Rolle, manifestieren sich disziplinäre Blickrichtungen und Deutungshoheiten doch maßgeblich in spezifischen Zu- oder Verortungen von Situationen und Personen. Umgekehrt sind Praktiken der Zu- und Verortung für die analytische Betrachtung pädagogischer Orte von zentraler Bedeutung. Räume sind dabei in einem erweiterten Verständnis zu interpretieren, so dass etwa auch Sozialräume, Institutionen, Organisationen oder Materialitäten eine Rolle spielen können. Die Person-Raum-Relation verweist aber auch auf die Einbettung sowohl von Orten des pädagogischen Handelns als auch von darin verorteten Personen in krisenhafte gesellschaftliche Verhältnisse und deren (Nicht-)Bearbeitung. Dies fungiert zugleich als ein zentraler Topos von Inklusion und Exklusion, indem es um die gesellschaftlichen Ermöglichungsräume, d.h. die Person-Umwelt-Relation, geht, welche Personen zur Verfügung stehen oder aber diesen verwehrt bleiben. Orte pädagogischen Handelns sind also auch dahingehend in den Blick zu nehmen, wie sie sich zu den gesellschaftlichen Ermöglichungsräumen, welche Subjekten zur Verfügung stehen oder aber diesen verwehrt bleiben, verhalten. Ob und wie sie diese gesellschaftlichen Ermöglichungsräume eröffnend gestalten oder ob sie diese nicht etwa sogar selbst (nicht-intendiert oder intendiert) verwehren.
Die Ausrichtung des Tagungsthemas ordnet sich ein in die thematische Agenda der AG Inklusionsforschung in der DGfE. Diese hat sich für die dritte Bewilligungsphase (2024–2027) zum Ziel gesetzt, eine Vertiefung der erziehungswissenschaftlich konturierten Relationierung von In- und Exklusion in krisenhaften gesellschaftlichen Verhältnissen vorzunehmen. Dabei geht es insbesondere (aber nicht ausschließlich) um In- und Exklusion in pädagogischen Handlungsfeldern, die bislang eher weniger Aufmerksamkeit erfahren haben. Auszuloten ist daher einmal mehr, wie diese Fragen sowohl sektions- und kommissionsübergreifend als auch -intern bearbeitet werden können. Nicht zuletzt ist das inter- und transdisziplinär ausgerichtete Tagungsthema anschlussfähig an das Profil der Fakultät II der Universität Siegen, welche mit Erziehungswissenschaft, Architektur und Künsten bildungs-, sozial-, raum- und kunstbezogene Lehr- und Forschungsschwerpunkte vereint.
Der 8. Arbeitstagung der AG Inklusionsforschung an der Universität Siegen geht es somit insbesondere um dreierlei: Relationen von Inklusion und Exklusion
- an (vor allem bislang wenig berücksichtigten) Orten des pädagogischen (bzw. pädagogisch relevanten) Handelns (wie z.B. Felder der Sozialen Arbeit, der Berufspädagogik, der kulturellen und ästhetischen Bildung, bauliche Architektur, virtuelle Räume etc.),
- in inter- und transdisziplinären Perspektiven sowie
- unter Berücksichtigung (krisenhafter) gesellschaftlicher Verhältnisse und Ermöglichungsräume
in den Blick zu nehmen.
Wir bitten daher um Einreichungen, die die skizzierten Orte pädagogischen Handelns fokussieren, insbesondere pädagogische oder pädagogisch relevante Orte, welche möglicherweise eher weniger im Fokus aktueller Debatten stehen. Ebenso sind vor allem inter- und transdisziplinär ausgerichtete Beiträge willkommen, welche für die Hervorbringung dieser Orte von besonderer Relevanz sind. Nicht zuletzt ist von Interesse, auch die gesellschaftlichen Verhältnisse und Ermöglichungsräume zu berücksichtigen, zu denen die Orte pädagogischen Handelns stets in einem Wechselverhältnis stehen. Folgende drei Formate stehen zur Einreichung zur Verfügung:
In den Forschungswerkstätten (120min) stellen Wissenschaftler:innen Material aus laufenden Projekten zur Diskussion. Neben einer kurzen Einführung in das Forschungsdesign und Datenmaterial liegt der Fokus der Werkstätten auf der gemeinsamen Diskussion und Interpretation der Daten. Die Vorlagen können wahlweise aus empirischen Daten ohne oder mit Interpretation bestehen. Die Einreichung für dieses Format umfasst ein Abstract mit max. 3.000 Zeichen und enthält folgende Punkte:
- Titel der geplanten Forschungswerkstatt
- Name und institutionelle Anbindung der Forscher:innen
- Informationen zum theoretischen Rahmen des Projektes
- Angaben zur methodologisch-methodischen Verortung des Projektes
- Informationen zum Material, welches bearbeitet werden soll
In den Themenforen werden empirische, theoretische sowie programmatische Beiträge mit Bezug zum Tagungsthema präsentiert. Möglich ist die Einreichung von Einzelbeiträgen (20min + 10min Diskussion). Die Einreichung für dieses Format umfasst für Einzelbeiträge ein Abstract mit max. 2.000 Zeichen. Das Abstract enthält folgende Angaben:
- Titel des geplanten Beitrags
- Name und institutionelle Anbindung der Forscher:innen
- Beschreibung des Vorhabens mit Bezug zum Tagungsthema
Poster werden im Rahmen eines eigenen Programmpunkts vorgestellt. Dabei wird Zeit für eine persönliche kurze Posterpräsentation, Nachfragen und Kommentierungen eingeräumt. Das Abstract für das Poster umfasst max. 2.000 Zeichen und enthält folgende Angaben:
- Titel des Posters
- Name und institutionelle Anbindung der Forscher:innen
- Informationen zum theoretischen Rahmen des Projektes
- Angaben zur methodologischen-methodischen Verortung des Projektes
Die Beiträge sind bitte bis zum 19.01.2025 über folgende E-Mailadresse einzureichen: inklusionsforschung@uni-siegen.de
Aktuelle Informationen zur Tagung finden Sie unter der folgenden Homepage https://zpe.uni-siegen.de/inklusionsforschung
Bei Fragen oder Anliegen wenden Sie sich gerne per E-Mail an: inklusionsforschung@uni-siegen.de
Für das örtliche Vorbereitungsteam:
Magdalena Eckes, Erika Gericke, Benedikt Hopmann, Heike Krütt, Birgit Papke, Albrecht Rohrmann, Stefanie Roos, Gabriele Weiß
Winkler, M. (2009). Der pädagogische Ort. In H. Macha, M. Witzke, N. Meder, U. Uhlendorff, C. Allemann-Ghionda & G. Mertens (Hrsg.), Handbuch der Erziehungswissenschaft, Band III: Familie-Kindheit-Jugend-Gender/Umwelten (S. 581–619). Schöningh Verlag.